Schon wieder ist ein Jahr zu Ende und ein neues hat begonnen. Neu sind auch wir selbst. Wir und die Dinge sind irgendwie reifer geworden – auch älter um ein Jahr. Ich werde demnächst sechzig, aber das nur nebenbei.
Eigentlich wollte ich erzählen, wie ich in der Zeit vor Weihnachten meinen Cousin Peter traf und mit ihm ein paar Worte sprach. Und das kam so: Ich begleitete meine Eltern ins Konzert. Die Blasmusik im Dorf, wo ich geboren wurde und aufgewachsen bin, und wo ich in den jungen Jahren selbst die Posaune spielte, schenkte einer fast vollen Kirche einen wunderbar besinnlichen Abend. Mein jüngerer Bruder – auch er mit der Posaune – und seine Frau, meine Schwägerin – sie spielt die Klarinette – und mein Neffe am Schlagwerk wirkten auf der Bühne mit. Auch der Sohn von Cousin Peter, am Saxophon, spielte mit. Sie gaben auch Stücke zum Besten, die mich überraschten, John Lennons «Imagine» zum Beispiel. Aber eigentlich hat auch das gepasst, eine Friedenshymne für das Fest des Friedens: «Imagine all the people / Living life in peace / You may say I'm a dreamer / But I'm not the only one / I hope someday you will join us / And the world will be as one.» Naiv, gewiss, wer mit John Lennon träumt. Ich tue es trotzdem, weil: Träume sind nie realistisch, und doch werden sie wahr.
Auch Mutter und Vater, die neben mir sassen, träumten. Nicht von John Lennon und den Beatles, die in den 60er-Jahren diese jungen Wilden waren mit den langen Haaren, die mit ihrem Yeah-Yeah-Yeah die Gehörgänge traktierten. Auch an unseren langen Haaren hatten die Eltern keine Freude. Aber das ist lange her. Und die Beatles blieben für die Generation unserer Eltern nur eine Episode. Eine unter vielen … Und trotzdem: Das Lied vom Frieden, vom Traum und von der getrennten Welt, die eine geeinte wird, hat am Konzert in der Kirche auch Vater und Mutter berührt. Und mich hat berührt, was ich sah: Mutter die Augen geschlossen, um die Musik zu geniessen, während sich ihre Hand in die Hand von Vater fügte. Zwei alte Hände, die manches nicht mehr können, was sie einmal konnten. Aber berühren können sie noch gut.
Und beim Konzert also bin ich, wie gesagt, meinem Cousin Peter begegnet, ihm und seiner Frau, und dabei sprach mich Peter auch auf mein Schreiben an. Er meinte meine Bücher. Dass ich seit einiger Zeit auch eine Webseite betreibe, wusste Peter noch nicht. Da schaue er demnächst einmal hinein, sagte er … Und als Peter zwischen Weihnachten und Neujahr die Zeit dafür fand, erhielt ich die folgende Mail: «Hallo Bruno, bin heute zum ersten Mal auf deine Website gegangen. Grosses Kompliment!!! Sehr schön gemacht! Wo nimmst du nur die Zeit her? Oder steht etwa Claudia dahinter? Gesegnete Festtage und ein erfülltes, abenteuerliches Neues Jahr wünschen euch Peter, Ricky, Noelle und Kristian.» – Und ich gab ihm zur Antwort: «Hallo Peter, auch dir, Ricky und euren Kindern alles erdenklich Gute für das begonnene neue Jahr! Und danke für die Komplimente. Und was deine Frage anbelangt: Claudia ist insofern schon auch dahinter – das sagst du treffend –, als sie schon immer eine war, die ihre innere Richtschnur spürte und ihrer inneren Stimme folgte. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch ich zu spüren begann, dass zwischen Himmel und Erde Dinge sind … Du weisst schon, was ich meine. Du bist ja selbst auch einer, der nicht nur die materiellen Werte kennt … Dein Engagement in der Kirche! Auch da hast du Zeit und Kraft … So tun wir immer wieder, je auf eigene Weise, was getan werden muss. Und wenn es auch noch Freude macht, ist es umso besser. Mir macht meine Webseite auch selbst grosse Freude. Diese kleinen Geschichten, die ab und zu erscheinen, schreibe ich von Herzen gern. Wenn wieder eine reif ist, fliegt sie mir buchstäblich zu. Im Moment gerade kommt wieder eine geflogen … Und was diese Schönheit meiner Webseite anbelangt: Da erhalte ich wertvolle Hilfe. Als ich bereit war, hinauszutragen, was bei mir entstand, war Tanja, eine Fachfrau in diesen Dingen und ab und an auch Teil von meinen Geschichten, unvermittelt da mit ihrem Angebot. Das heisst, kennengelernt habe ich Tanja schon ein paar Jahre früher, aber da war sie noch nicht diese Dienstleisterin mit eigenem Unternehmen, die sie heute ist. – Das ist auch so eine Erfahrung, die ich immer wieder mache: Wenn die Dinge reif sind, erhalten wir die Hilfe, die wir brauchen. Dann fügt sich eines zum anderen. Aber da sage ich dir ja nichts, was du nicht selber kennst. Das erleben wir doch alle, mehr oder weniger bewusst. – Und noch etwas zur Unterstützung, die ich meine: Die Schönheit meiner Webseite hat auch mit den Fotos zu tun, die Claudia macht – ein paar sind auch von Hannes – und die meine Geschichten begleiten. In diesem Sinn noch einmal: Auch Claudia, ja, wirkt in einer Weise mit, für die ich dankbar bin. – Und so bin ich, lieber Peter, wieder ins Erzählen gekommen, obwohl ich dir doch eigentlich nur danke sagen wollte: Danke für die guten Wünsche. Und dann noch einmal: Auch dir, Ricky und euren Kindern – die ja auch keine Kinder mehr sind, wie unsere Söhne, und doch immer eure und unsere Kinder bleiben – ein gutes neues Jahr! Und auf ein anderes Mal.»
Und dann doppelte ich am anderen Tag noch nach: «Hallo Peter, schon wieder hat sich etwas ergeben, über Nacht sozusagen. In der Woche vor Weihnachten machte ich mich daran, eine Weihnachtsgeschichte zu schreiben. Ein passendes Foto hatte ich schon: die Geburtskirche von Bethlehem im Gegenlicht der untergehenden Sonne. So erlebten wir Bethlehem, Claudia und ich, als wir im Herbst vor drei Jahren im «Heiligen Land» waren, in Israel und Palästina. Die Geschichte also, die ich vor Weihnachten schrieb, wollte nicht recht passen, und jetzt weiss ich auch warum: Die Geschichte, die wirklich passt, hat sich mit dir ergeben. Danke für deine Hilfe! – Dass du oft in Israel weilst, in deinen beruflichen Dingen, passt irgendwie dazu. – Auch zum Traum von John Lennon passt es. Auch wenn es als naiv erscheint, auf diesen Ort bezogen, von einer Welt im Frieden zu reden. Ich selber sage dazu: Lieber bin ich naiv als hoffnungslos realistisch! Denn Lieder und Geschichten können viel – und sie können es sogleich. Auch wenn die Realität … die braucht etwas Zeit. Herzliche Grüsse, Bruno.»