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  • Bruno Küttel

Herbst


Lieber Bruno, wie geht es dir? Ich mache eine Buchbestellung. Brauchst du noch etwas?

… Gern, Tanja: 20 Stück «Vater ist ein Träumer». Hast du aber schon bestellt – ich war ja wieder einmal nicht der Schnellste –, dann ist das kein Problem. Dann habe ich noch ein paar auf Reserve, oder ich greife auf dein Lager zurück. Und ja, wie geht es mir? Und zuerst natürlich: Danke der Nachfrage. Es geht mir eigentlich gut. Ich sage «eigentlich», weil ich immer wieder schwanke zwischen dem klaren Wissen, dass alles seine Richtigkeit hat, und den Zweifeln, die dazwischen kommen. Es fällt mir manchmal schwer, dieses Hin-und-her auszuhalten. Aber das kennst du ja sicher auch. – Ich meine auch die Bücher: die Gewissheit zum einen, dass alles richtig ist, wie wir es machen, und dann … Aber das sagte ich ja schon. In den letzten Tagen habe ich wieder einmal am nächsten Buch gearbeitet. Hatte ich doch gedacht, dass sei alles fertig, so stelle ich jetzt beim Überarbeiten fest, dass es noch einiges braucht. Weglassungen auch. Immer wieder, bei jedem Wiederlesen, werfe ich Ballast ab. Nicht umsonst handelt es von diesem alten Traum vom Fliegen. Und das Bild mit dem Ballon passt auch. – Ich kann dir noch nicht sagen, wann es reif ist für dich. Oder wenn ich es anders sage: Wann ich bereit bin, es aus den Händen zu geben. Es führt immer tiefer in mein inneres Erleben hinein. Zum einen will ich das, zum anderen aber spüre ich, dass mich das auch fordert. Mehr dazu, wenn es so weit ist. – Und sag, wie geht es dir?

Ich habe dir gerne heute die 20 Exemplare mitbestellt. Und Schau mal, vielleicht heitert dich das auch auf: www.vomschreibenleben.de/5-luegen-die-dich-als-autor-fuer-immer-erfolglos-machen oder www.welt.de/kultur/literarischewelt/article147573527/100-Tipps-die-dich-zum-Schriftsteller-machen.html. Nicht alles so ernst gemeint. – Keine Eile also mit dem nächsten Manuskript. Wir gehen den stimmigen Weg – und da ist Eile nicht angebracht. Finde ich. Wenn es reif ist, ist es reif. – Mir geht es auch gut. Ich stimme mich langsam auf den Herbst und Winter ein ... was mir als Sommerkind nicht so leicht fällt. Aber die Vorfreude aufs Skifahren erleichtert mir den Jahreszeitenwechsel. Ich wünsche dir einen herrlichen Tag! Sobald die Bücher da sind, melde ich mich. – Und was die 100 Tipps anbelangt, die dich zum Schriftsteller machen: Das fördert die Leichtigkeit.

Liebe Tanja, jetzt hatte ich die Musse, um mich er- und aufheitern zu lassen. Bei den 100 Tipps habe ich mir erlaubt, beim passendsten aufzuhören: «Die ersten zehn Jahre sind die schlimmsten.» Von Anne Enright. Da ich mit dem Bücher schreiben vor elf Jahren begann, ist jetzt also alles im Butter … wäre da nicht der nachfolgende Satz, den ich dummerweise auch noch mitlas: «Die ersten zehn Jahre sind die schönsten.» Der das sagt, bleibt anonym. Und aus den «5 Lügen» entnehme ich, was Harry Belafonte sagte: «Ich habe 30 Jahre gebraucht, um über Nacht berühmt zu werden.» Da meine Kindergärtnerin, sie war eine Nonne und eine hochgeschätzte weise Frau, zu meiner Mutter damals sagte, «der macht das schon, er braucht nur einfach doppelt so lang wie die anderen» (sie hat mich damit gemeint), muss ich mich also – bin bald 59 – nicht mehr lange gedulden. Denn doppelt so lang, also zweimal 30 … Aber das weisst du ja, wie viel das gibt. Also danke für die Tipps. Und auch dir ein genussvolles Wochenende. So schöne Herbsttage, wie wir heute einen haben, sind eine Wucht. Diese Farben! Dieses Licht! – Auch wir sind anders im Herbst, wenn das Licht und die Wärme von Tag zu Tag weniger werden.

Aber eigentlich: Das Licht wird nicht weniger, nur konzentrierter, weil es weniger Zeit hat, um sich uns zu zeigen.

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