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  • AutorenbildBruno Küttel

Mündig

Aktualisiert: vor 4 Tagen




Ich entdecke gerade, wie wertvoll das Internet ist. Auch wenn es zur gleichen Zeit auch Angst und Schrecken verbreitet.


Dr. Wolfgang Wodarg habe ich auf YouTube entdeckt. Sehr sehens- und sehr hörenswert! «Greta» für die aktuelle Zeit. Nur ist es dieses Mal kein Kind, sondern einer von uns Alten, die man, fast scheint es so, pauschal entmündigen möchte. Ich selber bin 63, bin Anwalt und bin nach wie vor für meine Mandanten da. Bin aber für die Behörden schon nahe daran, bloss noch eine Nummer in der «Risikogruppe» zu werden, die man beschützen muss um jeden Preis – selbst um den Preis der Freiheit.


Aber alt ist nicht gleich dumm, auch wenn das die Behörden meinen. Mich macht es wütend, wenn jetzt sogar die Frau Alt-Bundesrätin Widmer-Schlumpf, die im Jahr 2008, zusammen mit der Nationalbank, in einer noch nie gesehenen Aktion über Nacht 60 Milliarden Franken bereithielt, um die UBS vor dem Konkurs zu retten, uns «lieben Alten» ins Gewissen redet, wir möchten doch bitte dem Bundesrat unwidersprochen folgen. Das entschlossene Handeln von dieser Frau hat das Land damals vor einem Chaos bewahrt. In diesem Sinn: Ich zolle Frau Widmer-Schlumpf nach wie vor Respekt. Aber ich erlaube mir trotzdem, nachzudenken über das, was jetzt geschieht. Wenn sie jetzt … Als ob wir Kinder wären … Das ist eine Zumutung, mit Verlaub! Da gestehe ich mir meinen Wutausbruch zu, weil ich dabei spüre, dass auch das ein Lebenszeichen ist. Die Lebensgeister in mir lassen sich nicht so leicht unter die Knute zwingen. Aber zugleich weiss ich, dass es nichts nützt, dafür auf die Strasse zu gehen. Dafür hätte ich nicht die Kraft, die brauche ich für mich und für meine Klienten. Oder wenn ich es anders sage: Gegen die Windmühlen kämpfen ist literarisch schön, im Alltag, zumal im aktuellen, jedoch ganz und gar sinnlos.


Gut aber, dass es Leute wie den deutschen Lungenarzt Dr. Wolfgang Wodarg gibt, die mit fachlicher Autorität, mit Erfahrung und mit Ruhe und mit Besonnenheit in den Medien und durch die Medien wirken. Dr. Wodarg macht mir Mut. Es lohnt sich, Dr. Wodarg zu schauen und zu hören und Dr. Wodarg weiterzuverbreiten. So entsteht unser Platz der Freiheit … In Ägypten hat es auch seine Zeit gedauert. Und wenn ich erinnern darf: Die Bewegung kam immer mehr in Schwung, je stärker die Machthaber die mündigen Jungen … Man weiss, was da geschah. Zuletzt waren Jung und Alt auf dem Platz … Dass danach die Restauration des alten Regimes kam, ändert nichts an der Kraft, die der «Platz der Freiheit» weckte. Diese Kraft wirkt weiter. Diese Kraft wirkt auch bei uns. Nur haben wir den Vorteil, dass unser System eigentlich stabil und demokratisch ist, auch wenn man im Moment auch daran zweifeln könnte … Unsere Politiker und Politikerinnen sind nicht wirklich mächtig, sind keine Diktatoren – dafür eignet sich das Volk bei uns auch nicht –, sie sind nur von der Angst getrieben, man könnte ihnen dereinst den Vorwurf machen, sie hätten nicht alles getan, was sie hätten tun können und hätten tun müssen. So tun sie lieber mehr, als verhältnismässig wäre. Und vielleicht haben unsere Behörden ja auch selber Angst vor dem Virus.


Angst vor dem Virus haben viele. Aber ebenso vielen macht es Angst, was im Moment mit unserer Freiheit geschieht. Wer seine persönliche Freiheit anmahnt, wird sogleich als leichtsinnig und dumm, im milderen Fall, abgestempelt. Im schlechteren Fall disqualifiziert man dich als asozial, nicht fähig und nicht bereit für ein solidarisches Verzichten zu Gunsten der Schwachen in der Gesellschaft. Das ist ein Totschlagargument buchstäblich. Oder mit Bezug auf Dr. Wodarg: Was er ruhig, sachlich, kompetent unter das Volk bringt, bezeichnen seine Gegner als eine «Räuberpistole». Ihm wirft man vor, seine Argumente würden töten. Aber das Gegenteil ist der Fall. Was Dr. Wodarg sagt, wie auch ein paar andere Leute, hilft uns Alten, die man entmündigen will, uns als mündig zu erkennen – lebendig wie eh und je.


Dann sandte ich meine Geschichte an Tanja, die meine Webseite betreut, und bat sie, den Newsletter vorzubereiten. Und Tanja teilte mit, bei ihr sei alles bereit, und Tanja schlug vor, meine Geschichte mit einem Statement von Dr. Wodarg zu verlinken. Und ich schrieb Tanja zurück: ‘Danke für das Video. Dass der Arzt, auf den ich mich beziehe, sich selber auf das Bild aus Andersens Märchen bezieht, «Des Kaisers neue Kleider», ist für mich ein Fingerzeig. Fast hätte ich zum Rückzug geblasen, über Mittag trieb mich die Frage an: Darf ich das wirklich? Bloss eine Geschichte, ist das adäquat zum Ernst der Lage? Bin ich nicht selbst in diesem Fall die Zumutung, von der ich schreibe? – Ja, ich darf. Die Gedanken bleiben frei! Das ist die Freiheit des Erzählers. Und sollte ich ein Tor sein, dann bin ich lieber ein Tor, der seine Geschichte erzählt, als dass ich ein Tor wäre, der zu allem schweigt … Und wenn sich dann die Wellen wieder legen, werden auch die Besorgtesten von heut’, so Gott will, wieder in ruhigeren Wassern fahren. Dann wird das Nachdenken über anderes, als was man selber denkt, und das Reden mit den anderen, die andere Gedanken haben, wieder möglich werden.

Warten wir es ab.



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